Der Umgang mit Wahrheit ist ein Grundthema des Informations-Zeitalters. Die Wahrhaftigkeit benötigt besonders viel Aufmerksamkeit um nicht verloren zu gehen. Wenn es nichts findet, was als unverückbar angesehen wird, ist der Selbstrespekt des Menschen bedroht. Dann fehlt ein „Ankerpunkt“, an dem das Selbst sich verwurzeln kann. Wenn alles in Bewegung ist, ist nichts von Dauer.
Ankerpunkte und Wurzeln im Yoga
Im Yoga gehen wir von einem heilen und wahren Kern des Selbst aus: der Seele. Um diesen Kern zu erkennen, braucht es einen ungetrübten Blick, aus einer neutralen Haltung heraus. Wir suchen nach der neutralen Erkenntnis. Bias, Einstellungen und Denkweisen werden hinterfragt, um unsere Wahrnehmung auf eine wahrhaftige Basis zu stellen. Alles wird hinterfragt, bis auf den Aknerpunkt, auf dem wir stehen: die Seele als Ausgangspunkt.
Im Kali-Yug, dem astrologischen Zeitalter der Gegenwart (beschrieben in den altindischen Veden) , gibt es keine offensichtliche Wahrheit. Das Wahre muss in einem aufwändigen Erkenntnisprozess herausdestilliert werden – z.B. mit Hilfe von Yoga und Meditation. Auch Mathematik spielt dabei eine Rolle. Hier verbindet sich der rationale vergleichende Blick mit dem neutralen, individuellen Wahrnehmen. Beides zusammengenommen ist ein Statement gegen blinde Wissenschaftsgläubigkeit auf der einen und fanatischer Religiosität auf der anderen Seite.

Künstliche Intelligenz(KI) „halluziniert“ sich in die Bedeutungslosigkeit
Derzeit hat es nicht den Anschein, als würde bei der Entwicklung von KI-Systemen Wert auf Wahrhaftigkeit gelegt werden. In der Tech-Szene wird davon gesprochen, dass die KI „halluziniert“. Sie errechnet sich Wahrscheinlichkeiten, die oft wenig mit der Realität zu tun haben. Die Künstliche Intelligenz erkennt keine Lügen, weil sie auf Lügen basiert. Ausgehend von den Auftraggebern (Big Tech-Unternehmen und IT-Konzerne), geht es zuallererst um Profitmaximierung, Macht und Einfluss. Menschliche Werte sind dabei zweitrangig. Die Serverfarmen, die die KI entwickeln, werden aus Ressourcen bezahlt, deren Nutzung nur mit Hilfe von Lügen möglich ist. So schließt sich der Kreis. Letzendlich wird lediglich das Nichts in das Nichts gegossen.
Im Bereich der Informationsweitergabe kann eine KI-Maschine deutlich schneller Inhalte produzieren als ein Mensch. Die Flut an Informationen überlastet das Gehirn und macht die mentalen Filtersysteme unwirksam. Es bedarf wiederum Maschinen mit der Kapazität, diese Informationsflut in sinnvolle Muster herunterzubrechen. Auf diese Art erschafft die KI eine Informationskultur, die von natürlich denkenden Wesen nicht mehr verarbeitet und verstanden werden kann. Die Mechanik erschafft sich ihren eigenen Kreislauf, ohne Sinn und Verstand.
Abwägen zwischen Mechanik und Natürlichkeit
Neu ist dies alles nicht.
- Seit den ersten kulturellen Zeugnissen vor 50.000 Jahren wurde versucht, mit Hilfe von Informationsträgern das Leben der Menschen leichter zu machen.
- In der Antike schufen mächtige Herrscher erstmals so große Verwaltungseinheiten, dass sie von den Untertanen nicht mehr verstanden wurden. Die einfachen Menschen sollten keine eigenen Lebenswege erkunden, sondern im Sinne der herrschenden Elite funktionieren.
- Die heutige Automatisierungs-Revolution ist vergleichbar mit der Industrialisierung und Massenproduktion im frühen 19. Jahrhundert.
Doch der Mensch ist keine Maschine. Schon immer gab es Skeptiker und Widerstand gegen zu drastische Eingriffe in die natürlichen Zyklen. Die Natur des Menschen steht der Automatisierung im Wege.
Menschen möchten in einem kollektiven Kontext gestalten. Es gibt das grundlegende Bedürfnis, in seinem Lebenszeit eine Verbesserung für das Umfeld, mit dem man sich identifiziert, zu erschaffen. Für den Einzelnen ist entscheidend, dass es Sinn macht, was er erschaffen hat.
Für die KI ist dies alles belanglos. Deshalb sollte die KI auch nur belanglose Arbeiten tätigen. Ein Ziel könnte es sein, kreative und schöpferische Arbeit den Menschen zu überlassen – bei reduzierter Arbeitszeit.
Vom kommenden Widerstand
Die derzeitige Entwicklung führt uns noch etwas anderes vor Augen: Die Sozialen Medien bringen Vereinsamung und Entsolidarisierung hervor. Diese Entwurzelung liegt im Interesse der Vertreter einer autoritären Weltanschauung. Die Autokraten der Welt haben ein Bündnis mit den Superreichen geschlossen, um ihre Macht zu sichern. Diese Entwicklung soll durch die KI-Evolution weiter verstärkt zu werden. Die Menschen sollen sich an die KI anpassen, nicht umgekehrt. Sie sollen künstlicher und somit durchschaubar und kontrollierbar werden.
Allerdings gibt es eine Grenze, bis zu der diese Entfremdung für den Einzelnen noch erträglich ist. Die Entfremdung von sich selbst benötigt enorme natürliche Ressourcen, um das kaschierende Konsumbedürfnis zu befriedigen. Wenn diese Ressourcen knapper werden, steigt auch die Unzufriedenheit.
Außerdem führt die Entfremdung zu einem Anstieg von körperlichen und psychischen Krankheiten. Ab einem bestimmten Grad können diese nicht mehr von der Gesellschaft aufgefangen werden. Wenn die Menschen merken, dass zwischen ihrem verringerten Wohlbefinden und den neuen Technologien ein Zusammenhang besteht, kann es zu einer Gegenreaktion kommen. Diese könnte die gesamte Informationstechnologie zum Erliegen bringen und im besten Fall grundlegend reformieren.
Künstliche Intelligenz und Kundalini Yoga – eine Begegnung
Online-Podiumsdiskussion mit
- - Ada Devinderjit, (Gong-Ausbilderin, Ethnologin)
- - Bernd Jai Shama (Yogalehrer, IT Experte)
- - Sangeet Singh (Kundalini Yoga Ausbilder und Autor)
Künstliche Intelligenz (KI) scheint unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Prognosen sagen, dass bald alle unsere Lebensbereiche durch KI beeinflusst oder kontrolliert werden. Aber sind wir dieser Entwicklung wirklich ausgeliefert?
Wie immer bei starken kulturellen Veränderungen schlägt das Pendel auch in die entgegengesetzte Richtung. Menschen rücken zusammen, neue Möglichkeiten und Nischen des Miteinanders entstehen, wenn der Druck von außen zunimmt.
Podiumsdiskussion inkl. Fragerunde mit den Teilnehmenden - Eintritt frei
Informationen zur Veranstaltung
| Beginn der Veranstaltung | 24.11.2025 16:30 |
| Ende der Veranstaltung | 24.11.2025 18:30 |
| Einzelpreis | Frei |






