Eine Eigenschaft unseres meditativen Geistes ist Projektion. Projektion ist keine Suggestion und kein Gebet. Sie ist tiefer, subtiler. Je subtiler sie ist, dest stärker ist die Projektion.
Projektion erzeugt eine Tendenz im kollektiven Feld sowie im eigenen Körper.
Der Gegenspieler der Projektion ist die Realität. Die Realität wird von unserer Seele repräsentiert. Die Seelenqualität ist unteilbar, ungeboren und unsterblich. Weil sie schon immer da war und immer da sein wird, ist sie die großtmöglichste Referenz an die Realität.

Realität durch Yoga stärkenUnsere Realität und unsere Projektion stehen sich in jedem Augenblick unseres Seins gegenüber. Das eine ist Unveränderbar, das andere kann von uns gestaltet werden. Wir kennen die Realität, denn wir haben sie erfahren als unser Nervensystem zu arbeiten begann. Als wir geboren wurden, waren wir untrennbar mit unserer Realität verbunden. Mit dem Einzug des eigenen Ichs – unserer Identität, unserem Ego - haben wir mehrere Schichten über unseren Realitätskern gelegt. Wir haben eine Vorstellung von uns selbst. Das ist unsere Projektion. Sie entspricht nicht der Realität unserer Seele.
Kundalini Energie ist der Nerv der Seele. Sie steigt auf, wenn unsere Projektion es zulässt. Mit Hilfe von Kundalini Yoga passen wir unsere Projektion an. Sie durchläuft unterschiedliche Phase. Sie probiert sich aus. Wenn es zu einer Synchronisation zwischen Projektion und Realität kommt, kann die Kundalini aufsteigen. Ob es passt oder nicht liegt nicht in unserer Hand, denn die Realität ist nicht manipulierbar.

Realitätsverlust durch KI

Wir erleben im Augenblick, wie künstliche Intelligenz (KI) in den Sozialen Medien mehr und mehr in das Alltags-Bewusstsein der Menschen eingreift. Viele verbringen einen großen Anteil ihrer Freizeit im virutellen Raum. Hier sind KI-Systeme effizienter als Menschen. Einige Zukunftsforscher gehen davon aus, dass der virtuelle Raum mehr und mehr von KI durchdrungen wird. Inhalte von „echten“ Menschen dürften sich dann in kleine kuriose Nischen zurückziehen.
Damit einher geht auch der Verlust von Wahrhaftigkeit. Ohne die Referenz an ein reales, natürliches Bewusstsein geht das Gefühl dafür verloren, was Realität ist und was nicht. Das Zeitalter der Fake News nimmt an Fahrt auf. Das erleben wir bereits jetzt und es dürfte sich weiter verstärken.

Wenn Grundlagen neu verhandelt werden müssen

Einige sehnen sich den Verlust der Realität herbei. Manche glauben, dass dadurch die Menschen souveränder werden. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher. Ohne Realität sind Menschen anfälliger, ängstlicher, kontrollierbarer.
Eine wichtige Strategie dahinter wird als „Flood the Zone“ bezeichnet und ist vom ehemaligen Trump-Berater Steve Bannon entwickelt worden. Dabei geht es darum, durch das Infragestellen von allem und jeden eine Reizüberflutung zu erzeugen, die die Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit auflöst.
Im spirituellen Kontext (wie z.B. im Kundalini Yoga) ist diese Vorgehensweise zusätzlich gefährlich, da durch die Begriffe wie „Intuition“ oder „höheres Bewusstsein“ Hemmungen und mentale Schutzmechanismen aufgebrochen werden können. Dem „Rationalen“ wird kein Glauben mehr geschenkt. Ist eine andere Grundlage vorhanden, die in diesem Fall den durch die KI ausgelösten Realitätsverlust ausgleichen kann?

Gibt es im Kundalini Yoga eine gemeinsame Grundlage?

In der Kundalini Yoga Tradition gibt es die Vorstellung der Goldenen Kette. Diese ist eine Brücke zwischen wahrnehmbaren Energiephänomenen einerseits und an Tradition gebundene Spiritualität andererseits. In der Kundalini Yoga Ausbildung lehrnen die zukünftigen Lehrer, wie sie sich mit der Goldenen Kette verbinden. Um das zu lernen, ist ein Erkenntnisprozess nötig, der eine Resonanzgruppe benötigt.
Viele glauben, dass sich die Goldene Kette anhand von Ritualen manifestiert. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Die Rituale sind Hilfemittel, die eigentliche Essenz ist aber eine andere. Die Hilfsmittel dienen als Lernhilfe oder Krücke. Ab einen bestimmten Punkt der eigenen Entwicklung können sie einem auch im Weg stehen.

Menschen haben das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, nach einer Sippe/Familie, die Schutz bietet. Wahrscheinlich ist das ein archaisches, genetisch verankertes Bedürfnis. Eine Verbindung wird z.B. beim gemeinsamen Sadhana, bei der frühmorgendlichen Yogapraxis, von vielen erfahren. Die entstehenden Bindungskräfte werden an äußerlichen Symboliken festgemacht: Weiße Kleidung, Turban, Bilder von Yogi Bhajan u.v.m. All dies manifestiert eine kulturelle Bindung, die an des Bedürfnis nach Zugehörigkeit befriedigt. Dies sind „sichere Zonen“, in denen die Beteiligten sich geschützt fühlen.

Mit der spirituellen Verbindung im Kundalini Yoga hat das nichts zu tun. Die Goldene Kette braucht kein Gemeinschaftsgefühl, um zu funktionieren. Benötigt werden menschliche LehrerInnen, die ihre mentale Kapatzität in das „Feld“ der Goldenen Kette einweben. Sie müssen in einem kollektiven Umfeld in „Kontakt“ gehen, damit die Qualität der Lehre nicht verloren geht. Die Lehrer dienen den Yogaschülern als Projektionsfläche. Projeziert wird die eigenen Seelenqualität.

KI wird die kulturellen Fliehkräfte verstärken.

Yoga-Gemeinschaften sind kein Bollwerk, das gegen den Realitätsverlust schützen kann. Sie sind ein Durchlauferhitzer für eigene Erkenntnisprozesse. Das „Familiengefühl“ sollte reflektiert betrachtet werden, denn es führt tatsächlich leicht in die Irre. Es gibt keinen Schutz vor den Verlust der kulturellen Integrität. Das Gemeinschaftsgefühl ist ein Echo aus einem vergangenen Zeitalter, als die Sippe noch Schutz bot. Unsere genetischen Programmierung sorgt für emotionale Stabilität in Gemeinschaften, das ist schon mal viel Wert. Aber die Schutzfunktion hat im KI-Zeitalter keine Relevanz mehr.

Die Goldene Kette als spirituell/energetisches Konzept könnte vor dem Realitätsverlust schützen. Die Erfahrung, die dazu nötig ist, ist hochkomplex. Sie erfodert extremes Durchhaltevermögen bei gleichzeitigem Verlust des festen Bodens unter den Füßen.

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